Hinterwälder Rind — Eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse

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RASSEBESCHREIBUNG

Das Hinterwälder Rind stammt aus dem Schwarzwald, wo sich die Tiere an die Landschaft — Urgesteinsböden, flache Krumen, Allmendbewirtschaftung der stark hängigen Weiden, lange An- und Abmarschwege, rauhes Klima — angepasst haben. Die Landrasse hat einen langen, tonnigen Rumpf, ein mittelgroßes und gut melkbares Euter, feine, gut ausgeprägte, normal gewinkelte Gliedmaßen und harte Klauen. Die milchbetonten, aber doch genügend bemuskelungsfähigen Kühe müssen lange Nutzungsdauer bei jährlicher regelmäßiger Fruchtbarkeit aufweisen. Die Rasse wird in Milchviehherden und Mutterkuhhaltungen genutzt. Besonders die hohe Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit, das schnelle Jugendwachstum bei guter Fleischleistung, die Zartheit des Fleisches, niedrige Endgewichte, die auffallend gute Futterverwertung, die Trittsicherheit und Steigfähigkeit zeichnen die Rasse aus und befähigen sie zur Milch- und Mutterkuhhaltung in allen schwierigen Gebieten.

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HERKUNFT

Alter Landschlag, der sich aus dem Keltenrind entwickelt haben soll. In den Höhenlagen des Südschwarzwaldes entwickelte es sich zu einer betont eigenständigen Rasse.

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KENNZEICHEN

Hellgelb bis dunkelrot-braunes Haarkleid auf weißem Grund, gedeckt, gefleckt, gescheckt oder gesprenkelt; Kopf meist weiß, teils gefleckt. Widerrist der Kühe 115 – 125 cm bei einem Gewicht von 380 – 480 kg. Bullen sind nur wenig größer, mit ca. 750 kg aber deutlich schwerer.

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EIGENSCHAFTEN / LEISTUNGEN

Robust, genügsam, hohe Fruchtbarkeit, langlebig, sehr weidetüchtig, harte Konstitution, sehr gutes Fundament. Milchleistung der etwa 600 kontrollierten Bestandskühe 3300 kg mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß; tägl. Zunahme der Auktionsbullen ca. 900 g; bestens zur Mutter- und Ammenkuhhaltung geeignet; Entwicklung eines eigenen Qualitätsfleischprogramms.

Bewegung und aromareiche Kräuter lassen das Fleisch der Hinterwälder besonders zart, saftig und schmackhaft heranwachsen. Dies bestätigen wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach. Hauptgrund ist die im Vergleich zu anderen Rassen deutlich kleinere Fläche der Muskelfaser. Vor allem bei den Kurzbratstücken spielt dieser Unterschied eine entscheidende Rolle, was es sowohl am heimischen Herd, wie auch in der gehobenen Gastronomie besonders begehrt macht. Daneben eignet sich Hinterwälderfleisch aufgrund der übrigen Vorzüge für alle anderen Arten der Zubereitung, wie beispielsweise zum Grillen, als Siedfleisch und für Schmorbraten oder roh mariniert für Carpaccio und Tatar.

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GEFÄHRDUNGSGRAD

Kategorie III (gefährdet) laut der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Das Hinterwälder Rind ist Passagier auf der deutschen „Arche des Geschmacks”.

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Hinterwaelder Kuh Kopf frontal