Kulturlandschaftspflege
Bei der uns umgebenden Landschaft handelt es sich nicht um die potentielle natürliche Vegetation (Der Zustand, der sich ohne Menschen einstellen würde — bei uns in der Regel Buchenwälder.) sondern um ein von Menschen geschaffenes Kulturgut »Landschaft«.
Im Unterschied zu Naturschutzmaßnahmen sind solche der Landschaftspflege nicht konservativ-bewahrend, sondern bezeichnen das aktive Eingreifen des Menschen in Natur und Landschaft, um einen besseren Gesamtzustand zu erreichen. Unsere Landschaftspflegemaßnahmen sind auf Freiflächen im Sinne von Offenland-Standorten beschränkt.
Während bei der landwirtschaftlichen Nutzung die Ausschöpfung durch Gebrauch gemeint ist, bezeichnet »Pflege« die Aufrechterhaltung der Nutzungsmöglichkeit, unabhängig davon, ob gleichzeitig eine Nutzung stattfindet oder nicht.
Wir erreichen häufig die Ziele einer Pflegemaßnahme allein durch den zielgerichteten Einsatz ausgewählter Weidetiere und Besatzstärken. Durch die mehrmalige Beweidung mit Ziegen kann gegenüber dem Einsatz maschineller Pflege ein nachhaltigerer Erfolg erzielt werden, da die massive Schädigung von Gehölzen zu deren vollständigem Absterben führt.
Der Einsatz von Ziegen in der Landschaftspflege
Welche Biotope können mit Ziegen gepflegt werden?
Ziegen können einen hohen Anteil ihres Futterbedarfs
mit Blättern, jungen Gehölztrieben und Rinde decken,
mehr als die Rauhfutterselektierer Schafe, Rinder
und Pferde. Durch spezielle Enzyme ihres Speichels
sind sie auch in der Lage, tanninhaltige Gehölzteile
ohne gesundheitliche Schäden zu verdauen
(Rahmann, 1996). Im Gegenteil, Tannine und andere sekundäre
Pflanzenstoffe helfen bei der Verdauung und fördern
die Gesundheit. Deswegen eignen sich Ziegen
besonders für die Pflege verbuschter Magerrasen.
Ziegen eignen sich aufgrund ihrer hohen Futterselektion
und dem breiten Futterartenspektrum auch für
die Beweidung von Standorten, wo Rinder, Pferde und
Schafe kein ausreichendes Futter finden würden. Als „Konzentratselektierer”
suchen sie sich aus dem vorhandenen Futter die nährstoffreichsten
Pflanzen bzw. Pflanzenteile heraus. Je intensiver eine
Fläche beweidet wird, um so mehr muss dann nährstoffärmeres
Futter aufgenommen werden, womit zwangsläufig
die Leistung sinkt.
Ziegen sind Feinschmecker mit einem großen Futterpflanzenspektrum
und können durch die „fakultative Bipedie”,
also das zeitweilige auf zwei Beinen stehen, Gehölze
bis zu 1,80 Meter verbeißen (Fresshorizont).
Durch die gespaltene Oberlippe – ähnlich
wie beim Schaf – kann die Ziege auch dornige Sträucher
wie Schlehe, Weißdorn und Rosen beweiden (Äsen).
Die hohe Verbissleistung der Ziegen lässt nur eine zeitlich begrenzte Pflege zu. Erhaltenswürdige Gehölze wie Wacholder oder Obstbäume werden durch sie in Mitleidenschaft gezogen (siehe folgende Tabelle). Andererseits gibt es auch Gehölze, die auch die Ziege nicht mag.
starker Verbiss | mittlerer Verbiss | geringer Verbiss |
Haselstrauch | Hainbuche | Gemeine Berberitze |
Schwarzdorn | Hänge-Birke | Heidekraut |
Weißdorn | Moor-Birke | Traubenkirsche |
Buche | Gemeine Liguster (giftig) | Eibe (giftig) |
Faulbaum | Gemeine Fichte | Vogelkirsche |
Gemeine Esche | Gemeine Kiefer | |
Zitter-Pappel | Roter Hartriegel | |
Eiche | Pflaume | |
Rose | Birne | |
Brombeere/Himbeere | Kastanie | |
Weide | Robinie | |
Eberesche | Besenginster | |
Gemeiner Schneeball | Gemeiner Wacholder | |
Apfel | Aspe | |
Fichte | Süßkirsche | |
Kiefer | Lärche | |
Tanne | Douglasie | Quelle |
Fazit: Ziegenbeweidung hat sich aus vegetationskundlicher Sicht als optimale Pflegemaßnahme für verbuschte Trockenrasen erwiesen. Quelle
Wir setzen Ziegengruppen zum Freistellen verbuschter Bereiche konzentriert und begleitend zu den anderen Weidetieren zum Verbiß von Gehölzanflug ein.
Quelle: Landschaftspflege mit Ziegen - Die Pflege von Magerrasen kann für Öko-Betriebe ökonomisch sein – In Lebendige Erde 2/2003, 12-14 - Gerold Rahmann, Institut für ökologischen Landbau (OEL) der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Trenthorst 32, 23847 Westerau. Nach oben.
Quelle: Trockenrasenpflege mit Ziegen im Kaiserstuhl – Ergebnisse der Monitoring-Untersuchungen im Naturschutzgebiet „Badberg” - Dipl.-Biol. Frauke Staub, Regierungspräsidium Freiburg, Referat Naturschutz und Landschaftspflege, Bissierstr. 7, D-79114 Freiburg Nach oben.